Viele Privatpatienten können ihre Krankenkassenbeiträge nicht mehr bezahlen

  • Umfrage von FinanceScout24 zeigt: Versicherer haben nur wenig Chancen gegen säumige Zahler
  • Branchenweiter Sondertarif könnte Lösung sein
  • Bestimmte Berufsgruppen bleiben besonders oft Beiträge schuldig

München, 26. Januar 2011 - Rund 8,8 Millionen Bundesbürger genießen das Privileg, privat krankenversichert zu sein. Doch die Zahl derjenigen, die ihre Beiträge zur Privaten Krankenversicherung (PKV) nicht mehr bezahlen können, ist beträchtlich. Das zeigt eine Umfrage des unabhängigen Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout24 unter den Anbietern privater Policen in Deutschland. Das Pikante dabei: Die Privatkassen können ihren „Problemkunden" nicht einfach kündigen, weil diesen die Rückkehr in die gesetzliche Kasse versperrt ist. Gleichzeitig besteht hier zu Lande aber eine Krankenversicherungspflicht. Deshalb müssen die PKVs auch die Arztrechnungen säumiger Kunden übernehmen, wenn diese Versicherten eine Notfallversorgung benötigen - Schwangerschaften und Geburten inbegriffen.

Wie sehr dieser ordnungspolitische Fehler den PKVs zu schaffen macht und auf deren Bilanzen drückt, zeigt sich daran, dass nur wenige Anbieter auf Nachfrage von FinanceScout24 genaue Zahlen nennen wollten. Konkret wurde zum Beispiel die ERGO-Versicherungsgruppe: Bei ihr bezahlt etwa jeder 100. Versicherte seine Beiträge nicht. Bei der Halleschen bewegt sich die Zahl im selben Bereich, bei der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) sind es 0,7 Prozent der Mitglieder, die auch wiederholte Mahnungen trotz der dann fälligen Säumniszuschläge ignorieren. In der Branche wird geschätzt, dass es insgesamt etwa 150.000 säumige Kunden gibt, deren Beitragsrückstände sich auf mehr als 300 Millionen Euro belaufen.

„Sämtliche Kassen betonen, dass sie mit den in Zahlungsschwierigkeiten steckenden Kunden einvernehmliche Lösungen finden wollen", erklärt FinanceScout24-Geschäftsführer Dr. Errit Schlossberger. Diese könnten so aussehen, dass Ratenzahlungen oder der Wechsel in einen günstigeren Tarif vereinbart werden. Werden offene Rechnungen dann immer noch nicht beglichen, schicken die PKVs ihren Kunden ein Schreiben, das sie auf die eingeschränkte Leistungspflicht (ELP) hinweist. Bestehen ein Jahr nach dem Beginn der ELP noch immer Beitragsrückstände, wird auf den Basistarif umgestellt, dessen Leistungen mit denen der gesetzlichen Kassen vergleichbar sind.

„Für die mehr als 60 PKV-Anbieter in Deutschland ist das aber eine finanziell unbefriedigende Lösung", erklärt Schlossberger. „Denn oftmals können die in der Schuldenfalle sitzenden Versicherten auch diesen Tarif nicht mehr bezahlen." In der Diskussion ist deshalb ein Spezial-Tarif, der mit rund 100 Euro pro Monat in den meisten Fällen unterhalb des Basistarifs liegen soll und der automatisch fällig wird, wenn der ursprünglich vereinbarte Beitrag vom Kunden nicht mehr bezahlt werden kann. Lediglich medizinische Notfälle wären damit abgedeckt. Geklärt werden müsste hierfür auch, ob die Gesellschaften dann weiterhin Altersrückstellungen für ihre Problem-Kunden bilden müssen.

Dass die PKVs vermehrt Probleme mit Nicht-Zahlern haben, lastet der FinanceScout24-Chef auch den Versicherungen selbst an: „Diese haben teilweise mit aggressivem Marketing und Dumpingpreisen Kunden angelockt, deren Einkommen zwar über der Pflichtgrenze lag, deren berufliche Situation aber einen Wechsel von der GKV in die PKV nicht ratsam erschienen ließ." Dazu gehörten insbesondere junge Selbstständige, deren Geschäftsmodell sich erst noch bewähren muss. Allerdings erhalten inzwischen auch bestimmte Berufsgruppen wie Gastwirte und Kioskinhaber bei einigen PKVs keinen Versicherungsschutz mehr.

Schlossberger rät gesetzlich Versicherten, einen Wechsel in die private Vollversicherung wirtschaftlich gründlich und ohne Zeitnot zu prüfen. „Das ist eine Entscheidung für das ganze Leben. Man sollte sich dabei auf keinen Fall unter Druck setzen lassen." Zusätzlich sollten die Angebote der PKVs sorgfältig verglichen werden und als Alternative auch der Abschluss einer privaten Krankenzusatzversicherung als Ergänzung zur GKV in Erwägung gezogen werden. Auch der Wechsel zu einem anderen GKV-Anbieter könne eine Lösung sein.

 

 Quelle: FinanceScout24 GmbH

Tags:
Beiträge, FinanceScout, Privatversicherte
Datum:
Mittwoch, 26. Januar 2011, 09:54 Uhr

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