Geld und Liebe: Frauen wollen finanzielle Unabhängigkeit – doch jeder dritte Mann ist noch immer Versorger

 

Hamburg, 22. Oktober 2019: Geld und Gefühle - zwei Bereiche, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten. Dabei ist das Finanzielle aus kaum einer Beziehung wegzudenken und wird keineswegs so sachlich gehandhabt, wie man meinen könnte. In der ElitePartner-Studie 2019 wurden über 4.000 Frauen und Männer befragt, wie Finanzen ihre Partnerschaft prägen: wie sie über Geld sprechen, streiten und denken, wie sie teilen und was sie einander verheimlichen. Die Ergebnisse hat ElitePartner in einem Dossier veröffentlicht.

 

Frauen legen Wert auf finanzielle Unabhängigkeit- die Realität sieht vielfach anders aus

Finanzielle Eigenständigkeit ist in einer Beziehung sehr wichtig: Das sehen insbesondere Single-Frauen (76 Prozent), aber auch liierte Frauen (64 Prozent) so. Die Realität zeichnet vielfach ein anderes Bild: Mehr als jeder dritte Mann finanziert seine Partnerin auch im Jahr 2019 noch zum größten Teil mit (35 Prozent) - während gerade einmal 13 Prozent der Frauen in ihrer Partnerschaft die Versorgerrolle einnehmen. Mit zunehmender Beziehungsdauer steigt der Anteil der Männer, die Haupternährer sind. „Insbesondere, wenn eine Familie gegründet wird, wählen mehr Paare diese Aufteilung - weil strukturelle Rahmenbedingungen andere Varianten erschweren", erklärt Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner die Ergebnisse.

Konfliktthema Finanzen: Jedes zehnte Paar streitet über Geld

Bei einer solchen Schieflage ist es kein Wunder, dass die Finanzen schnell zum Streitthema werden. Jedes zehnte Paar berichtet, häufig wegen Geldangelegenheiten aneinanderzugeraten, bei weiteren 18 Prozent kracht es zumindest manchmal.

Unterschiedliche Vorstellungen vom Geldausgeben spielen hier wohl auch eine Rolle: Jede fünfte Frau und jeder sechste Mann stört der verschwenderische Umgang ihres Partners bzw. ihrer Partnerin mit finanziellen Ressourcen. Zu viel Sparsamkeit ist seltener ein Problem: Etwa jede/r zehnte Liierte stört sich daran (Frauen: 10 Prozent, Männer: 9 Prozent). Frauen sorgen hier allerdings schon bei der Partnerwahl stärker vor. 61 Prozent der Single-Frauen würden einen Partner, der nicht mit Geld umgehen kann, von vorneherein ausschließen - während das nur für 46 Prozent der Single-Männer ein K.O.-Kriterium ist.

Romantisch-idealistisch oder rational-skeptisch? Jeder Zweite sagt, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen

Romantisch oder naiv? Vernünftig oder misstrauisch? Im Umgang von Geld und Liebe scheint es zwei Persönlichkeitstypen zu geben, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Gefühl versus Fakten. Eine Hälfte geht offenbar davon aus, dass sich das Finanzielle irgendwie von selbst regelt: Jede/r Zweite (51 Prozent) findet, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen. 58 Prozent unterscheiden gar nicht mehr zwischen „deins" und „meins", sobald sie in einer Beziehung sind. Selbst für den Fall der Trennung vertrauen viele auf ihr gutes Gefühl: Sechs von zehn Liierten gehen davon aus, dass sich der oder die Liebste im Fall einer Trennung oder Scheidung gerecht verhalten würde (62 Prozent). Ein ähnlich großer Anteil würde rein aus Liebe für ihren Partner bürgen (61 Prozent).

49 Prozent finden es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht gezielt abstecken

Umgekehrt findet jede/r Zweite (49 Prozent) es naiv, wenn Paare Geldangelegenheiten einfach auf sich zukommen lassen und ihre Finanzen nicht klar regeln. Die Hälfte der Singles würde im Fall einer Heirat einen Ehevertrag oder eine ähnliche schriftliche Abmachung eingehen, ebenso wie 24 Prozent der Liierten, wenn sie (noch einmal) heiraten würden.

Tatsächlich hat allerdings nur jedes achte Paar einen Ehevertrag oder eine ähnliche Regelung. Einen Einfluss scheint das Einkommen zu haben: Während 19 Prozent der Besserverdiener angeben, mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin eine schriftliche Abmachung getroffen zu haben, sind es bei Normal- und Geringverdienern nur elf bzw. sieben Prozent.[1]

Geld ist größeres Tabuthema als Sex - nicht einmal jedes zweite Paar spricht offen darüber

Finanzthemen in einer Beziehung offen anzusprechen, fällt vielen schwer. Nur vier von zehn Paaren sprechen sehr offen über Geldangelegenheiten (42 Prozent). Damit fällt das Gespräch über Geld sogar noch schwerer als das über Sex - wie ein Vergleich mit der ElitePartner-Studie 2018 zeigt: Mit 56 Prozent reden im direkten Vergleich deutlich mehr Liierte offen über ihre sexuellen Wünsche. Vor allem junge Männern geben explizit an, dass es ihnen schwerfällt, mit ihrer Partnerin über Geld zu sprechen (18 Prozent). Kein Wunder, dass jeder vierte Liierte (24 Prozent) sich einen offeneren Austausch über Kontostand und Co wünscht. Dazu rät auch Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von ElitePartner: „Über finanzielle Dinge zu sprechen und klare Absprachen zu treffen, entlastet eine Partnerschaft, schafft viel Freiheit in der Liebe und Raum für Romantik. Denn durch konkrete Regelungen wird eine verlässliche Grundlage geschaffen und die emotionale Komponente von der unpersönlichen Sache ‚Geld' bewusst entkoppelt."

Heimlichkeit und Schuldgefühle: Jeder Siebte hat geheime finanzielle Ressourcen

Bei so großen Hemmungen kommt es schnell dazu, dass Paare Finanzielles lieber unter den Teppich kehren statt auszudiskutieren. So zeigen die Ergebnisse der ElitePartner-Studie 2019, dass 14 Prozent der Männer und 12 Prozent der Frauen schon Geldausgaben verheimlicht oder heruntergespielt haben. Jede/r siebte Liierte hat sogar finanzielle Reserven, von denen der Partner oder die Partnerin nichts weiß (15 Prozent). Trotzdem ist das Vertrauen insgesamt recht groß: 72 Prozent der Liierten vertrauen ihrem bzw. ihrer Liebsten in allen Geldangelegenheiten - nur in neun Prozent der Partnerschaften herrscht explizites Misstrauen.

Vier von zehn Paaren haben gemeinsame Schulden

Das Vertrauen, dem Partner Zugriff auf das eigene Konto oder den Geldbeutel zu gewähren, muss allerdings erst wachsen. Während nur ein Viertel der Liierten, die zwischen einem und drei Jahren zusammen sind, Zugriff auf das Geld ihres Partners haben (25 Prozent), sind es ab zehn Jahren Beziehungsdauer über die Hälfte - und ab 30 Jahren sogar 84 Prozent.

Dass Beziehungen über die Zeit materiell verbindlicher werden, zeigen auch die Angaben der Paare zu Besitz und Schulden: Mit dem Alter, der Beziehungsdauer und dem Ehestatus steigt der Anteil der Paare, die zusammen Wohneigentum, Fonds oder Aktien besitzen. Während nur 26 Prozent der unverheirateten Paare gemeinsamen Besitz oder Anlagen haben, sind es bei denjenigen mit Trauschein schon 66 Prozent. Doch Haus, Auto und Ferienwohnung ziehen häufig auch einen Kredit nach sich: 57 Prozent der verheirateten Paare haben sich gemeinsam verschuldet (unverheiratet: 17 Prozent).

 

„Und wenn es um das Thema »Finanzen und Geld« in Partnerschaften geht: Inwieweit treffen die folgenden Aussagen für Sie persönlich zu?"

Gesamt

Frauen

Männer

Ich würde meinen Partner finanzieren, wenn er in einen finanziellen Engpass gerät

74,9

72,8

77,0

Ich finde es wichtig, gemeinsam mit dem Partner zu sparen, finanzielle Rücklagen zu bilden

66,7

69,6

63,7

Finanzielle Unabhängigkeit ist mir in einer Beziehung sehr wichtig

61,7

68,4

54,7

Ich finde, Geld sollte in der Liebe keine Rolle spielen

50,6

49,3

52,0

Ein Partner, der nicht mit Geld umgehen kann, kommt für mich nicht in Frage

49,8

55,7

43,5

Ich finde es naiv, wenn Paare ihre Finanzen nicht klar regeln

49,3

51,0

47,5

Ich finde, was mir gehört, gehört auch meinem Partner

49,0

48,1

50,0

Ich finde, dass der besserverdienende Partner in einer Beziehung mehr zahlen sollte

43,6

47,1

39,8

Ich hätte ein schlechtes Gewissen, mir persönliche Dinge von einem gemeinsamen Konto zu kaufen

39,3

39,6

39,0

Würde ich (noch einmal) heiraten, würde ich meine Finanzen schriftlich regeln (z.B. Ehevertrag)

33,1

33,2

33,0

Ich achte in einer Beziehung darauf, dass wir ungefähr gleich viel ausgeben

30,6

32,5

28,7

Es fällt mir schwer, in einer Beziehung offen über Geld zu sprechen

14,0

12,7

15,3

Befragt wurden 4.126 erwachsene deutsche Internetnutzer (Singles und Liierte). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

 

„Sie haben angegeben, dass Sie in einer Partnerschaft sind. Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Ihre aktuelle Beziehung zu?"

Gesamt

Frauen

Männer

Wir halten unsere gemeinsamen Ausgaben fest (schriftlich oder digital)

33,7

31,5

36,2

Wir teilen gemeinsame Ausgaben in der Regel 50/50 auf

53,2

52,7

53,7

Der Besserverdienende in unserer Beziehung übernimmt mehr Kosten

60,8

59,0

62,7

Wir haben gemeinsamen Besitz/Anlagen (z.B. Haus, Fonds, Aktien)

47,3

45,5

49,1

Ich habe finanzielle Vorteile durch den Verdienst/Besitz meines Partners

35,5

42,4

28,2

Ich finanziere meinen Partner zum größten Teil mit

23,9

13,4

35,1

Ich habe freien Zugang zum Geld meines Partners (Portemonnaie, Girokonto)

52,4

53,5

51,2

Ich habe eine finanzielle Reserve, von der mein Partner nichts weiß

14,7

13,8

15,6

Ich weiß über die Einkommens- und Vermögensverhältnisse meines Partners Bescheid

88,2

88,5

87,8

Wir haben unsere Finanzen schriftlich geregelt (z.B. notariell, Ehevertrag)

12,2

11,1

13,3

Wir haben bzw. hatten einen gemeinsamen Kredit

37,8

37,3

38,2

Ich bin durch meinen Partner im Alter abgesichert

30,2

37,2

22,7

Befragt wurden 4.459 erwachsene deutsche Internetnutzer, die angegeben haben, in einer Beziehung zu sein (Liierte). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

 

„Und inwieweit treffen die folgende Aussagen auf Ihre aktuelle Partnerschaft zu?"

Gesamt

Frauen

Männer

Ich vertraue meinem Partner in allen Geldangelegenheiten

71,8

72,4

71,2

Ich glaube, dass mein Partner im Falle einer Trennung/Scheidung gerecht wäre

62,0

66,1

57,6

Ich würde für meinen Partner bürgen, weil ich ihn liebe

60,7

54,3

67,7

Wir reden sehr offen über unsere Finanzen

42,2

43,4

41,0

Bei größeren Ausgaben entscheide meist ich

24,9

20,6

29,5

Ich wünsche mir einen offeneren Austausch über Geld in meiner Beziehung

24,0

24,9

23,0

Mich stört der verschwenderische Umgang meines Partners mit Geld

18,1

19,7

16,3

Ich habe Geldausgaben meinem Partner gegenüber verheimlicht oder runtergespielt

13,2

12,3

14,1

Wir streiten uns häufiger wegen des Geldes

10,3

11,4

9,0

Aufgrund unserer unterschiedlichen Einkommen gab es schon häufiger Probleme in unserer Beziehung

9,9

10,3

9,4

Ich ärgere mich über den Umgang mit Geld in unserer Beziehung, traue mich aber nicht, das anzusprechen

9,6

9,1

10,2

Mich stört die Sparsamkeit meines Partners

9,4

9,5

9,3

Befragt wurden 2.725 erwachsene deutsche Internetnutzer, die angegeben haben, in einer Beziehung zu sein (Liierte). Bevölkerungsrepräsentativ quotiert und gewichtet nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Angaben in Prozent.

 

 

[1] Geringverdiener: bis unter 1.500 € netto/Monat; Normalverdiener: 1.500 bis unter 3.000 € netto/Monat; Besserverdiener: 3.000 € netto/Monat oder mehr

 

Quelle

 

Tags:
Keine
Datum:
Dienstag, 22. Oktober 2019, 09:24 Uhr

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