Politiker müssen mehr Gas geben im Kampf gegen Armut - Krankenpfleger in Sierra Leone: 80 Stunden die Woche, kein Urlaub, 110 Dollar

Friedrichsdorf, 16.09.2010. Im Vorfeld des Millenniumsgipfels, der am 20.9. in New York beginnt, ruft die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision die Politiker aller Länder auf, sich mehr für die Erreichung der Entwicklungsziele einzusetzen. „Politiker und Entscheider sowohl in den Industrieländern, als auch in den Ländern des Südens haben es in der Hand, ob die Ziele wie versprochen bis zum Jahr 2015 erreicht werden können. So hat beispielsweise Sierra Leone im April ein neues Gesetz erlassen, dass es Schwangeren, jungen Müttern und Kleinkindern erlaubt, die Gesundheitsdienste kostenlos zu nutzen", erläutert Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. „Entwicklungshilfeminister Niebel hat auch Recht, wenn er betont, dass Entwicklung nur im Dreiklang möglich ist. Alle Akteure sind gleichermaßen gefragt und müssen an einem Strang ziehen, die Regierungen, die Zivilgesellschaft und der Privatsektor. Aber auch jeder einzelne Politiker kann sich dafür einsetzen, dass die Milleniumsentwicklungsziele erreicht werden und jeder Bürger kann wiederum seinen Abgeordneten ermahnen und mittels einer Petition daran erinnern, sich insbesondere mehr für das Wohl der Kinder einzusetzen."

Stefan German, Direktor Forschung & UN-Beziehungen bei World Vision, erläutert: „Auch die afrikanischen Länder selbst sind gefordert. Sie haben sich im Jahr 2001 in Abuja verpflichtet, 15 Prozent ihrer Staatshaushalte für Gesundheit zu verwenden. Und wir sehen, dass es hilft. So konnte beispielsweise Tansania die Kindersterblichkeitsrate erheblich senken, unter anderem weil sie ihr Budget für Gesundheit verdoppelt haben."

World Vision fordert die Länder des Südens ebenfalls auf, mehr dafür zu tun, dass gut ausgebildetes und engagiertes Personal auch in entlegenen Dörfern zur Verfügung steht. Die Gesundheitsstationen müssen besser ausgestattet werden und über wichtige Medikamente in ausreichendem Maße verfügen. Auch Krankentransportmöglichkeiten zum nächst größeren Krankenhaus gehören zur Grundausstattung.

Martin Senesie, Krankenpfleger in dem kleinen Dörfchen Baoma im Südwesten Sierra Leones, sagt: „Ich bin hier in der Region mit meiner Kollegin, die auch Krankenschwester ist, für etwa 6.500 Menschen verantwortlich. Wir arbeiten sieben Tage die Woche, es gibt keinen Urlaub und im Monat verdienen wir umgerechnet 110,- US-Dollar. Die Medikamente sind meistens schon vor Ende des Monats verbraucht. Bei ernsthaften Erkrankungen oder schwierigen Geburten gibt es in der Nähe keinen Arzt oder Krankenhaus."

World Vision Deutschland hat in der Region um Baoma vor kurzem ein langfristiges Entwicklungsprojekt gestartet. Im Fokus ist zunächst die Gesundheit der Kleinkinder und Mütter.

Der UN-Gipfel in diesem Jahr ist sehr wichtig, da bis zur Erreichung der versprochen Ziele nur noch fünf Jahre verbleiben. „Die Lage ist sehr ernst", sagt Germann. „Noch immer sterben täglich fast 24.000 Kleinkinder unter 5 Jahren. Das entspricht ungefähr dem Absturz von 40 mit Kindern vollbesetzten Airbus A380 am Tag."

 

Quelle: World Vison Deutschland e.V.

Tags:
Armut, Weltarmutsgipfel, World Vision
Datum:
Donnerstag, 16. September 2010, 15:11 Uhr

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