Vorsicht bei Lockangeboten für Tages- und Festgeld

  • Große Unterschiede beim Einlagenschutz ausländischer Banken
  • FinanceScout24: Zinsvorteile sollten nicht blind machen für Risiken
  • Große Summen nicht einer einzelnen Bank anvertrauen
  • Seriöse Vergleichsrechner informieren objektiv über Details beim Einlagenschutz

 

München, 16. September 2010 - Sparer haben es derzeit nicht leicht: Das historische Zinstief hat dazu geführt, dass die Hausbank selbst bei Festgeldern mit vier Jahren Laufzeit meist nicht mehr als zwei Prozent Zinsen anbietet. Wer hart verhandelt, schlägt bestenfalls ein oder zwei Zehntel Prozent mehr heraus. Umso verlockender klingen die Angebote für Tages- und Festgeld in großen Zeitungsanzeigen, in denen ausländische Institute mit Traumkonditionen locken.

 

„Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass es auch bei Sparprodukten einen länderübergreifenden Wettbewerb gibt", erklärt Dr. Errit Schlossberger, Geschäftsführer des unabhängigen Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout24. Allerdings müssten sich Sparer darüber im Klaren sein, dass die hohen Zinsen oftmals auf Kosten der Einlagensicherung erkauft würden: „Denn Geldinstitute, die ihren Sitz in Estland, der Türkei oder Indien haben, bieten mitunter nur das in dem jeweiligen Land gültige Minimum an Einlagensicherung", so Schlossberger.

Tatsächlich haben Privatkunden den deutschen Filialen ausländischer Banken im Juni 16,6 Milliarden Euro anvertraut - 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Wachstum der Einlagen bei den Banken in Deutschland insgesamt lag in diesem Zeitraum nur bei 3,5 Prozent. Für den FinanceScout24-Chef ist das ein Hinweis darauf, dass die Anleger - angelockt von höheren Zinsen - wieder sorgloser werden und die Pleite der isländischen Kaupthing Bank vergessen haben.

Dabei sind die Unterschiede beim Einlagenschutz ausländischer Anbieter durchaus erheblich. Einige Institute sichern ihre Einlagen allein über ausländische Sicherungssysteme ab. Wer sich damit begnügt, muss seine Ansprüche im Fall einer Bankenpleite in einem ausländischen Rechtssystem durchsetzen, warnt Schlossberger. Der Fall Kaupthing habe gezeigt, dass der gesetzliche Einlagenschutz im Ausland nicht unbedingt ausreiche. Island war nicht in der Lage, alle ausländischen Sparer seiner insolventen Banken zu entschädigen.

Eine weitere Gruppe bietet einen ausländischen gesetzlichen Mindestschutz, ist aber zusätzlich Mitglied in der freiwilligen Einlagensicherung der privaten Banken Deutschlands. In solchen Fällen greift zunächst der Auslandsschutz, danach springt das private deutsche Bankgewerbe ein. Damit sind theoretisch je Kunde Einlagen bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Euro oder mehr abgesichert. Dennoch sprechen Verbraucherschützer von „Beruhigungspillen", denn im Falle eines Bankencrashs hat man auf diese hohen Summen keinen rechtlich durchsetzbaren Anspruch. Zusätzlich stößt auch die freiwillige Einlagensicherung sehr schnell an ihre Grenzen. Dann zählt allein diejenige Summe, die die gesetzliche Einlagensicherung des jeweiligen Landes vorschreibt. Dennoch empfiehlt Schlossberger, jenen Banken, die sich den freiwilligen Einlagensicherungssystemen angeschlossen haben, eher das Vertrauen zu schenken. Der Grund: Die Haftungssummen in den drei freiwilligen Sicherungssystemen der Sparkassen, der Volksbanken und der privaten Banken sind viel höher. Deshalb werden die Mitgliedsbanken dieser Verbände auch viel genauer überprüft. Die pleite gegangene Noa Bank hat es zum Beispiel nicht geschafft, in diesen Kreis aufgenommen zu werden. Einige Noa-Kunden haben deshalb das Nachsehen, denn sie hatten dem Institut mehr als die gesetzlich geschützten 50.000 Euro anvertraut.

Schlossberger empfiehlt Sparern daher, sehr große Summen niemals bei einer einzelnen Bank anzulegen und das Geld stattdessen auf mehrere Tages- oder Festgeldkonten zu verteilen. Auch sollten Sparer kritisch hinterfragen, warum einige Banken freiwillig überdurchschnittlich hohe Zinsen gewähren. Im besten Fall geschieht das, um neue Kundschaft anzulocken. In anderen Fällen gewähren Banken Traumzinsen, weil sie sich anderweitig an den Finanzmärkten überhaupt nicht mehr, oder nur zu sehr ungünstigen Konditionen, refinanzieren können. Vorsicht sei auch bei Angeboten von Banken angebracht, die ihren Sitz in Ländern haben, in denen eine Staatspleite nicht auszuschließen ist und die von den großen Ratingagenturen regelmäßig schlechte Zensuren erhalten. Diese Banken werden schnell von einer Bonitätsabstufung und wirtschaftlichen Notlagen des Landes mit in die Tiefe gerissen.

Für den FinanceScout24-Chef gibt es somit gute Gründe, gegebenenfalls auf einige Prozentpunkte Zinsvorsprung zu verzichten und auch die auf den ersten Blick „schlechteren", aber risikogerechteren Angebote deutscher Geldhäuser ernsthaft zu prüfen. Erstens gelte hier zu Lande die Merkel-Garantie, wonach die Bundesregierung im Rahmen einer Finanzkrise für die Sicherheit sämtlicher Spareinlagen bürgt - wobei auch dieses Versprechen rechtsunverbindlich und nicht einklagbar ist. Es entfalte allerdings eine positive psychologische Wirkung und verzögere oder verhindere in kritischen Situationen einen Sturm auf die Banken, so die Politik. Zweitens wird 2011 die Einlagensicherung in allen EU-Mitgliedsstaaten und damit auch in Deutschland von 50.000 auf 100.000 Euro ausgeweitet. Gleichzeitig entfällt der Selbstbehalt der Bankkunden in Höhe von derzeit zehn Prozent der Schadenssumme. Zudem sollen Sparer, deren Bank Pleite gegangen ist, nur noch einen Monat warten müssen, bis ihr Geld von der Sicherungseinrichtung zurückerstattet wird.

 

Quelle: FinanceScout24 GmbH

Tags:
FinanceScout, tagesgeld
Datum:
Donnerstag, 16. September 2010, 10:15 Uhr

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