Atomausstieg selber machen: Jetzt zu Ökostrom wechseln

  • Zahlreiche Tarife für "grüne" Elektrizität sind günstiger als die besten Angebote des örtlichen Grundversorgers
  • Verbraucherportal FinanceScout24 erklärt, worauf man beim Wechsel zu Ökostrom achten muss
  • Bundeswirtschaftsminister befürchtet noch höhere Strompreise

München, 16. März 2011 - Die Atomkatastrophe in Japan hat nicht nur tiefes Mitgefühl und Entsetzen bei allen Menschen ausgelöst, sondern auch viele Verbraucher für die Frage sensibilisiert, woher denn der Strom aus ihrer Steckdose eigentlich kommt. Dr. Errit Schlossberger, Geschäftsführer des unabhängigen Verbraucher- und Vergleichsportals FinanceScout24, rechnet damit, dass jetzt mehr Bürger zu Anbietern von Ökostrom wechseln: ?Das wäre ein aktiver Beitrag zu mehr Sicherheit und weniger Abhängigkeit von Atomstrom, der zudem die Umwelt und den Geldbeutel schont." Ökostromtarife seien mittlerweile fast immer günstiger als die besten Angebote des örtlichen Grundversorgers. Bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr seien Ökostromtarife mit Gütesiegeln im bundesweiten Durchschnitt fast 100 Euro günstiger als das billigste Angebot des örtlichen Grundversorgers.

 

Schlossberger kritisiert allerdings, dass es nach wie vor keine verbindlichen Kriterien für Ökostromprodukte gibt: ?Es existieren verschiedenste Zertifikate und Gütesiegel. Für die Verbraucher ist es schwierig, sich ein Bild zu machen, wie ?grün' der gewünschte Strom nun wirklich ist. Oft hilft nur ein genauer Blick ins Kleingedruckte." Das sei bedauerlich, denn wer sich für einen Öko-Tarif entscheide, möchte schließlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und den Ausbau der alternativen Energieversorgung unterstützen.

 

Insbesondere zwischen Ökostromzertifikaten und Gütesiegeln gibt es Unterschiede. Erstere dienen der Kennzeichnung von Strom aus erneuerbaren Energien, können aber auf dem Strommarkt ge- und verkauft werden. Ein Versorger, der solche Zertifikate erwirbt und dann seinen Kunden als ?Öko-Strom" anbietet, muss nicht zwangsläufig selbst Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen. Schlossberger: ?Das kann am Ende des Tages auch mit Hilfe von Kernkraft erzeugter Strom sein." Die Zertifikate werden deshalb von Verbraucherschützern als Mogelpackung kritisiert. ?Wer wirklich dazu beitragen will, den Markt langfristig von Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken zu befreien, sollte auf ein so genanntes Ökogütesiegel achten", rät Schlossberger.

 

Dieses gibt zuverlässiger Auskunft über die Qualität des Ökostroms und wird nur unter zwei Voraussetzungen vergeben: Die Gewinnung des Stroms muss entweder aus rein regenerativen Quellen wie Windkraft, Wasserkraft, Biogas, Sonnenenergie oder Geothermie erfolgen. Oder sie muss aus der effektiven Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) stammen und sich somit gegenüber den konventionellen Energiequellen aus ökologischer Sicht deutlich hervorheben. Allerdings: KWK-Anlagen sind zwar umweltfreundlich, da die Abwärme des Kraftwerks zum Heizen verwendet wird, die Kraftwerke werden aber meistens mit fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas betrieben. Weitere Voraussetzung ist, dass ein bestimmter Anteil der Einnahmen in die Förderung neuer Anlagen zur regenerativen Stromerzeugung investiert wird und dass die Anlagen ein gewisses Alter nicht überschreiten.

 

?Generell gilt: Je detaillierter die Informationen sind, die ein Anbieter über die Herkunft seines Stroms geben kann, desto sicherer können Verbraucher sein, dass kein Etikettenschwindel betrieben wird", erklärt der FinanceScout24-Chef. Die strengsten Kriterien wende das GrünerStromLabel an: Als Energiequellen kommen hier ausschließlich erneuerbare Energien oder KWK-Anlagen ohne fossile Brennstoffe in Frage.

Das Interesse der Konsumenten an Ökostrom war im Jahr 2011 bereits vor der Katastrophe in Japan spürbar gestiegen. ?Rund 60 Prozent der Verbraucher, die in diesem Jahr einen Stromanbieterwechsel mit Hilfe unseres Vergleichsrechners und unseres Partnerportals Verivox durchführten, haben sich für einen Ökostromtarif entschieden", freut sich Schlossberger. ?Im Jahr 2010 lag diese Quote noch bei rund 30 Prozent." Verivox zufolge hat dieses Interesse in den vergangenen Tagen noch eine deutliche Steigerung erfahren. Der Anteil der Ökostromwechsler liege derzeit bei mehr als 70 Prozent.

 

Schlossberger zufolge seien Verbraucher jetzt ohnehin gut beraten, sich Strategien gegen weiter steigende Energiekosten zurechtzulegen: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle wollte in einem Interview nicht ausschließen, dass das Aussetzen der Laufzeitverlängerung für deutsche Kernkraftwerke zu einem weiteren Anstieg der Strompreise führen könnte.

 

Quelle

Tags:
Atomausstieg, FinanceScout, ökostrom
Datum:
Mittwoch, 16. März 2011, 12:59 Uhr

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