Kindersoldaten: Wolfgang Niedecken und World Vision starten neues Hilfsprojekt im Kongo

„Halb so wild" ist manchmal doch ganz ernst

Wolfgang Niedecken startet mit World Vision neues Hilfsprojekt für Kindersoldaten im Kongo / UN-Mission im Kongo braucht mehr Ressourcen für Gewaltbekämpfung

Friedrichsdorf, 15.06.2011. „Halv su wild" (halb so wild) erscheint Wolfgang Niedecken im Rückblick vielleicht manches früher als dramatisch empfundene Erlebnis seines Lebens - das neue BAP-Album deutet es an. Über die Situation der Kinder im Kongo denkt der engagierte Künstler aber ganz anders. Daher startet er gemeinsam mit der Hilfsorganisation World Vision und dem Outdoor-Unternehmen Jack Wolfskin ein neues Projekt im Ostkongo, das ehemaligen Kindersoldaten und missbrauchten Kindern eine umfassende Rehabilisierungshilfe will. Es wird während der gesamten BAP-Tournee und auch heute beim Hessentag-Konzert durch World Vision vorgestellt.

Der 18jährige Manuel lebte 6 Jahre in der Gefangenschaft von Rebellen, die ihn zum Kämpfen und zu Überfällen auf Dörfer zwangen. Er konnte vor einigen Monaten fliehen, ist aber schwer traumatisiert. Die 14jährige Aimée  arbeitet schon seit zwei Jahren in einem Bordell, ohne Bezahlung. Ihr Vater, ein Soldat, hatte sie dort einfach abgegeben und kam nie zurück. Jugendliche mit Horror-Geschichten dieser Art hat die World Vision-Mitarbeiterin Anna Fenten in der Stadt Beni und der Region Nord Kivu zuhauf angetroffen, als sie die Maßnahmen für das Projekt „Rebound" entwickelte. „Ihr leerer Blick hat mich zuerst irritiert", so Anna Fenten, „aber dann haben sie mir erzählt, was sie durchgemacht haben und dass sie eigentlich gerne Mechaniker bzw. Schneiderin oder Friseurin sein würden".

„Rebounding" bedeutet im Basketball das Fangen des Balls nach einem missglückten Korbversuch. Analog zu diesem Sinnbild holt das neue „Rebound"-Projekt Jugendliche in der Stadt Beni von der Straße, gibt ihnen psychologische Unterstützung  und lässt sie in handwerklichen Berufen ausbilden. Die alltagstaugliche Psychotherapie zur Traumabewältigung wurde von der Universität Belfast entwickelt. Eine lokale Partnerorganisation unterstützt das Ziel, die Mädchen und Jungen zu stabilisieren und nach ihrer Ausbildung nach Möglichkeit in ihre Heimatgemeinden zu integrieren. Ein ähnliches Projekt, das vor drei Jahren in Norduganda gestartet wurde, hat inzwischen einige hundert Mädchen und Jungen, darunter auch Teenager-Mütter, erfolgreich resozialisiert.
 
„Was den Kindern im Kongo durch Soldaten und Milizen angetan wird, ist einfach unerträglich", begründet BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken sein neues Engagement. „Jeder zehnte Kindersoldat auf der Welt kommt von dort, und wir haben festgestellt, dass viele der demobilisierten Kindersoldaten aus Mangel an Perspektiven irgendwann wieder in den Kampf ziehen. Sie träumen von einem anständigen Leben, aber sie sind orientierungs- und mittellos. Ich freue mich, dass wir dagegen etwas tun können und die Erfolge, die wir in Uganda hatten, motivieren mich, im Kongo weiter zu machen."

Mit gemeinsamer Informationsarbeit rund um das Rebound-Projekt (www.worldvision.de/rebound) wollen das Kinderhilfswerk und der Afrika-Kenner Niedecken auch erreichen, dass Kinder in Konfliktregionen besser geschützt  werden. „Die beste Hilfe für die Kinder im Kongo wäre natürlich ein stabiler Frieden und der Neuaufbau des zerstörten Bildungssystems", meint Niedecken, der die derzeitigen Friedensbemühungen für zu schwach hält. World Vision setzt sich  gemeinsam mit anderen Hilfswerken dafür ein, dass die UN-Mission MONUSCO mit besseren Ressourcen ausgestattet wird, um die Zivilbevölkerung besser vor Milizen-Angriffen schützen zu können. Das MONUSCO-Mandat soll Ende dieses Monats verlängert werden.

 

Quelle

Tags:
Kindersoldaten, World Vision
Datum:
Mittwoch, 15. Juni 2011, 11:24 Uhr

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