Tschad-See Region - "Überleben ist ein Wunder" - Oslo-Konferenz soll Abwärtsspirale umkehren

 

„Überleben ist ein Wunder" - Vergessene Kinder am Tschad-See brauchen sofort Hilfe und Schutz

Internationale Hilfe im Umfang von 1,5 Milliarden US-Dollar benötigt

World Vision: Oslo-Konferenz soll Abwärtsspirale in der Krisenregion umkehren

Friedrichsdorf / Niamey, 21.2.2017. Die Tschadsee-Region benötigt dringend internationale Unterstützung im Wert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar, um die aktuell größte humanitäre Krise in Afrika zu bewältigen. Im Vorfeld der Geberkonferenz am kommenden Freitag (24.2.2017) in Oslo unterstützt die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision diesen gemeinsam mit den Vereinten Nationen erarbeiteten Aufruf und fordert Hilfen zur Rettung von Menschenleben sofort umzusetzen. Darüber hinaus empfiehlt World Vision ein größeres Engagement für die Ausbildung der Jugend und für Einkommensförderung, um die Abwärtsspirale in der fragilen Region umzukehren.

Etwa 17 Millionen Menschen kämpfen in betroffenen Regionen im Niger, im Tschad, in Nigeria und in Kamerun ums Überleben. 10,7 Millionen Menschen benötigen akut humanitäre Hilfe. Viele von ihnen wurden aus ihrer Heimat vertrieben oder sitzen in schwer erreichbaren Gebieten fest.  60 Prozent der Hilfsbedürftigen sind jünger als 18 Jahre. „Dies ist eine Krise der vergessenen Kinder", betont Kathryn Tätzsch, die aktuell die humanitäre Hilfe von World Vision in der Region am Tschadsee leitet. Sie begrüßt die von der Bundesregierung mitgetragene Initiative zu der Konferenz, mit der neben humanitärer Hilfe auch neue politische Anstrengungen auf den Weg gebracht werden sollen.

Die seit Jahren andauernden Überfälle durch Boko Haram und die militärischen Gegenoffensiven haben Millionen Menschen an der Bestellung ihrer Felder und an der Fischerei gehindert, den Handel  unterbrochen und mehr als  zwei Millionen Zivilisten aus ihrer Heimat vertrieben.  Trockenheit infolge des Klimawandels  und extreme Armut haben die Not in der Region weiter verschärft.

World Vision sorgt sich vor allem um das Wohlergehen der Kinder, die zwischen Kampfgebieten eingeschlossen, gefangen oder allein geflohen sind. Mädchen seien besonders von sexuellem Missbrauch und Zwangsheirat bedroht,  Jungen würden schnell getötet oder mit Gewalt zum Kämpfen rekrutiert. Selbst die Flucht in andere Dörfer oder Notlager biete den Kindern derzeit wenig Sicherheit und Perspektive für die Zukunft, beklagt Kathryn Tätzsch. Die Infrastruktur sei dafür zu schwach und internationale Hilfe erreiche bisher hautsächlich gut zugängliche Gebiete.

Dazu das Video: Der 15jährige Abdulhai muss sich wie tausende anderer Kinder allein in einem kargen Notlager am Rand der Wüste durchschlagen, da er nach einem Angriff auf sein Dorf in Nigeria von seinen Eltern getrennt wurde. Statt zur Schule zu gehen sammelt er Feuerholz, um essen zu können - ständig verfolgt von der Angst, erneut überfallen zu werden.

„Viele Kinder bekommen derzeit nur eine Mahlzeit am Tag und sind oft krank,  geschwächt auch durch Erlebnisse schrecklicher Gewalttaten", berichtet Tätzsch.  Eine Chance zur Schule zu gehen bekämen nur manche. „Lernangebote würden  ihnen neue Hoffnung und mehr Sicherheit geben."

Die Konferenz in Oslo bietet nach Ansicht von World Vision auch die Chance für eine gute Verzahnung von Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit,  um die komplexe Not in der Tschadsee-Region nachhaltig zu vermindern. Aktuell sind große Teile der Region völlig ausgetrocknet und der Wasserspiegel des Tschadsees ist stark gesunken.  Funktionierende Wasserstellen sind rar, Ernten gering, Handelsmöglichkeiten wegen des Konflikts eingeschränkt.   Millionen Menschen haben daher nicht mehr genug Einkommen, Nahrung oder sauberes Trinkwasser. In der Folge sind die sozialen Spannungen stark angestiegen.

"Überleben ist ein Wunder ", sagt Kathryn Tätzsch. „Eine Katastrohe solchen Ausmaßes hat es in der Gegend noch nie gegeben. Wenn die Weltgemeinschaft nicht entschlossen auf den Ernst dieser Krise reagiert, besteht die Gefahr, dass auch schon erreichte Entwicklungserfolge zunichte gemacht werden", warnt Tätzsch.  „Alle Akteure sollten die Rechte der Menschen in den betroffenen Ländern schützen, humanitäre Hilfe unterstützen und die Gewalt gegen Kinder beenden."

World Vision arbeitet seit 30 Jahren mit westafrikanischen Regionen zusammen, um Armut zu überwinden und die Entwicklungschancen von Kindern zu verbessern. Wegen der aktuellen Krise hat die Organisation neue Hilfsprogramme im Westen des Tschad und im Südosten Nigers gestartet. World Vision plant, etwa 300.000 Menschen, die besonders bedürftig sind, zu erreichen. Schwerpunkte sind die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser, Hygiene-Maßnahmen, Ernährungssicherung sowie Schutz-und Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche.  

Quelle

 

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Keine
Datum:
Montag, 20. Februar 2017, 10:50 Uhr

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